Leitfäden für Einsatzkräfte bei Rettungsarbeiten

bild Stand: 09/09

Die „Rettungskarte“

Schnelle Hilfe ist das A&O der Rettungsdienste.
Moderne Autotechnik bietet mehr Sicherheit, erschwert aber teilweise die rasche Befreiung der Autoinsassen.
Abhilfe bietet die vom ADAC erarbeitete und als Standard geforderte Rettungskarte.

Karosseriestrukturen, Sensorik und Pyrotechnik von Airbags und Gurtstraffern werden immer komplexer.
Was gut für die Sicherheit der Insassen ist, wird für Rettungsdienste, welche die Insassen teilweise
unter Einsatz schwerem Geräts aus dem Fahrzeug befreien müssen, eine immer größere Hürde.
Dabei zählt für Verletzte jede Minute, um nach einer Erstversorgung möglichst schnell ins Krankenhaus zu kommen.

An welcher Stelle der Karosserie Spreizer und Schere anzusetzen sind, welche Vorsichtsmassnahmen nötig sind,
um Airbags nicht nachträglich auslösen zu lassen, dies ist den Rettern nicht immer bekannt.
Bislang jedenfalls nicht - in Zukunft könnte die vom ADAC und VDA (Verband der Automobilindustrie) entworfene
"Rettungskarte" Probleme deutlich reduzieren und damit die Rettungszeiten verkürzen.
Sie enthält alle bergungsrelevanten Infos zum Fahrzeug und muss hinter der Fahrersonnenblende mitgeführt werden.

Umgang mit Airbags
Der Airbag, vor gut 20 Jahren noch ein seltenes und teures Sicherheitszubehör, ist heute Standard.
Neben Fahrer- und Beifahrerairbags gibt es Seiten- u. Vorhangairbags, die seitlich in den Lehnen
bzw. in den Türen oder im Dachbereich untergebracht sind, sowie Knieairbags.
Deshalb ist heute der Regelfall, dass airbag-spezifische Eigenheiten bei Rettungsarbeiten beachtet werden müssen.
Hierbei gilt: Auf keinen Fall dürfen Systeme, die unfallbedingt nicht ausgelöst wurden, durch Rettungsarbeiten
im Innenraum mit Spezialgeräten unbeabsichtigt gezündet werden.
Immerhin ist nicht auszuschließen, dass der Retter, der sich während seiner Tätigkeit ja in einer ganz
anderen Position als vom Konstrukteur vorgesehen zum Airbag befindet, hier unnötigerweise gefährdet wird.
In diesem Zusammenhang sind einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, die der ADAC zusammengestellt hat,
unter Verwendung von Erkenntnissen aus eigenen Crashtests sowie Informationen des
"Verbandes der Automobil-Industrie" (VDA).



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Funktionsweise der Airbags (Fahrer/Beifahrer)
Die Frontairbag-Aktivierung ist konzeptionsbedingt auf den Frontalaufprall (der Winkel kann bis zu 30° zur
Fahrtrichtung betragen) bei mindestens 20 km/h bis 25 km/h Kollisionsgeschwindigkeit ausgelegt.
Bei anderen Unfallsituationen wie auch bei einer Seiten- oder Heckkollision erfolgt keine Auslösung, da
in diesen Fällen der Frontairbag keine Schutzfunktion erfüllen kann.
Somit ist es nicht ungewöhnlich, am Unfallort auf ein schwer zerstörtes Fahrzeug zu treffen, bei welchem
aufgrund der Unfallkonstellation die Airbag-Sensoren keinen Zündbefehl erteilt hatten, der oder die
Luftsäcke sich also noch in Ruhestellung befinden.
Bei einem Großteil der älteren Fahrzeuge wird der Beifahrerairbag übrigens auch dann zwangsläufig mit
ausgelöst, wenn der Beifahrer-Sitzplatz gar nicht besetzt ist.
Neuere Modelle besitzen schon so genannte Sitzbelegungs-Sensoren, die den Airbag nur dann zünden,
wenn ein Insasse vorhanden ist.
Mit anderen Worten: Es ist darauf zu achten, ob neben dem ausgelösten Fahrer-Airbag auf der Beifahrerseite
nicht noch ein ruhendes "Pendant" vorhanden ist.

Wie ist zu erkennen, ob ein Fahrzeug mit Airbag ausgerüstet ist?
Hierauf weisen die eingeprägten Buchstaben "Airbag" oder "SRS" (Supplementarg Restraint System) auf der
Prallplatte des Lenkrades, im Armaturenbrett-Bereich vor dem Beifahrer sowie auf den Türverkleidungen,
Sitzlehnen oder Dachholmbereich hin.
Diese Schriftzüge sind häufig aber nur unzureichend zu erkennen.

Seitenairbags/Vorhangairbags:
Hier sind die Systeme entweder in den vorderen Seitentüren oder in den Rückenlehnen der Vordersitze integriert.
Die neueren „Vorhangairbags“ befindet sich links und rechts im Dachholm.
Eine unfallbedingte Auslösung erfolgt nur dann, wenn Sensoren eine entsprechende Querbeschleunigung
(= Seitenaufprall) erkennen.

Der oder die Airbags haben beim Unfall nicht ausgelöst. Was ist zu beachten?
Zündung ausschalten und falls möglich, beide Batteriekabel lösen/durchtrennen (zuerst Minus dann Plus).
Es existiert aber ein Zündenergiepuffer, der nach Trennung der Bordspannung insbesondere bei älteren
Fahrzeugen noch bis zu einigen Minuten Zündstrom liefern kann. Elektrische Sitz- oder Lenkradverstellung
eventuell vor dem Abklemmen die Systeme in geeignete Position bringen.
Nur sehr wenige, meist ältere Modelle besitzen einen mechanischen Auslösesensor für den Fahrerairbag
(z.B. Subaru Justy, Modelljahr 1996), der die Airbagauslösung auch ohne Bordspannung ermöglicht.

Sofern es die Bergung von Unfallopfern zuläßt:
Beschädigung nicht ausgelöster Airbag-Module möglichst vermeiden.
Keine Schneidarbeiten im Bereich der Lenkrad-Prallplatte bzw. des Armaturenbrett-Bereiches
vor dem Beifahrer durchführen.

Trennschleifer und Brennscheidgeräte zumindest im Bereich von Airbagmodulen nicht einsetzen.
(Der Gasgenerator wird ab einer Temperatur von ca. 200°C ausgelöst)

Grundsatz 1:
Sofort einen Zugang zu den verletzten Fahrzeuginsassen schaffen, damit die rettungsdienstliche
Versorgung schnellstmöglich erfolgen kann.
Hierbei kann nach Trennung der Bordspannung durch Airbags i.d.R. keine besondere Situation
entstehen, die die Einsatzkräfte gefährdet.

Grundsatz 2:
Bei der Versorgung und Rettung verunfallter Insassen unmittelbar während des Einsatzes den Bereich
vor nicht aktivierten Airbags freihalten.
Beim Durchschneiden eines Druckgasgenerators (z.B. eines Vorhangairbags in der C-Säule)kann es zu
einem dumpfen Knall und in besonderen Fällen auch zum Wegschleudern von Verkleidungsteilen kommen.
Daher sollten insbesondere beim Abtrennen des Daches entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen
und vorher die Verkleidungsteile entfernt werden.

Die seitlichen Kopfairbags, (überwiegend im Dachholm) besitzen i.d.R. keinen pyrotechnischen
Gasgenerator, sondern einen Druckgasspeicher, der meist in der C- oder D-Säule untergebracht ist.
Er sollte nach Möglichkeit bei Schneidarbeiten nicht durchtrennt werden.
Versuche mit hydraulischen Rettungsscheren haben aber lt. Audi gezeigt, dass der Gasdruck zum Zeitpunkt
des völligen Durchtrennens aufgrund der geringen Schnittgeschwindigkeit konstant abgebaut wird und
normalerweise keine besonderen Gefahren davon ausgehen.
Sinnvoll erscheint aber, vor Schneidarbeiten die Säulenverkleidungen zu entfernen, um die Lage der
Gasgeneratoren zu erkennen.
In modernen Fahrzeugen werden wegen der besseren Crashstabilität immer häufiger an den Dachsäulen
hochfeste Stähle verwendet. Aus diesem Grund kann es beim Schneiden der Säulen zu Problemen kommen.
Empfohlen wird deshalb für Schneidarbeiten häufig der übergangsbereich zwischen Säule und Dach.

Das Airbag-System wurde beim Unfall ausgelöst
Hier hatte das im Zünder von pyrotechnischen Gasgeneratoren (meist Fahrerairbag) enthaltene Treibmittel
Sodium-Azid eine chemische Reaktion ausgelöst, wobei überwiegend ungiftiges Stickstoffgas für die Aufblasung
entsteht. Dies geschieht in ca. 30 Millisekunden.
Nach insgesamt 120 Millisekunden hat sich der Luftsack durch rückseitige Ausströmöffnungen wieder entleert.
Es kann jedoch zu einer Rauchbildung kommen, da der Airbag zur besseren Entfaltung mit Talkum beschichtet ist.

Weder das auf dem Luftsack befindliche Pulver noch das entwichene Gas können nach Aussagen der Hersteller
gesundheitliche Schäden verursachen. Es können aber leichte Reizungen der Augen, der Atemwege oder der Haut
entstehen. Eine Auswertung von Airbag-Unfällen durch den ADAC ergab in dieser Beziehung nichts Negatives.
Das Fahrzeug sollte jedoch so schnell wie möglich belüftet werden.
Vorsicht! Metallteile am Airbag können heiß sein.

Arbeiten an der Karosseriestruktur
Zur Erzielung einer besseren Crash-Sicherheit setzen die Fahrzeughersteller seit einigen Jahren in der
Karosseriestruktur, insbesondere in den Dachsäulen, hochfeste Stahlsorten ein.
Muss zur Befreiung von Insassen aufgetrennt oder gespreizt werden, kann dies die Rettungsarbeiten beeinträchtigen.

Spezielle Informationen für Rettungskräfte / Die „Rettungskarte“
Viele Fahrzeughersteller bieten unter dem Stichwort „Rettungsleitfaden“ umfangreiche fahrzeugspezifische
Informationen zum Retten von Personen an. Zu erhalten sind diese Schulungsunterlagen entweder über das
Internet oder über die Presseabteilungen der Hersteller.
Auch der Deutsche Feuerwehrverband stellt unter http://dfv.org/fachthemen Schulungsinformationen bereit.
Die Rettungsleitfäden sind zwar gut geeignet für Schulungsmaßnahmen, können aber wegen ihrem Umfang
am Unfallort kaum verwendet werden.
Gefordert sind deshalb entweder Unterlagen, die auch an der Unfallstelle zum Einsatz kommen können.

(siehe unten: Modellübersichten, Rettungs-Datenblätter von Audi u. VW), oder spezielle Hinweise für
Rettungsmaßnahmen am Fahrzeug selbst (Rettungskarte, hinter der Fahrer-Sonnenblende).
Hilfreich wären auch Informationen, die von der Rettungsleitstelle an den Einsatzort übermittelt werden.

Der ADAC hat deshalb sämtliche Fahrzeughersteller – und Importeure aufgefordert, eine „Rettungskarte“
nach einem standardisierten Schema einzuführen bzw. den Fahrzeughaltern kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Sie soll – für die Retter auf einen Blick erfassbar – im DIN A4-Format die wichtigsten modellspezifischen
Angaben enthalten.

Entsprechend dem ADAC-Vorschlag sollte sie für den Fahrzeugbesitzer via Download über die entsprechenden
Internet-Seiten der Hersteller (bzw. der Verbände VDA und VDIK) erhältlich sein. Die Anbringung erfolgt
einheitlich hinter der Fahrer-Sonnenblende.

Eine weitere Zielrichtung ist die automatisierte übermittlung der Rettungsdaten über das europäische
Notrufsystem „eCall“, das ab 2010 starten soll.

Beispiel einer Rettungskarte:


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Informationen der einzelnen Hersteller

Abarth Rettungsdatenblätter
Alfa Rettungskarten für Alfa Romeo
Audi Rettungskarten
BMW / Mini Infos und Rettungskarten
Chevrolet Infos und Rettungskarten
Chrysler Infos und Rettungskarten
Citroen Infos und Rettungskarten
CS-Reisemobile Rettungskarten
Dacia Rettungsdatenblätter
Daihatsu Rettungsdatenblätter
Dodge Rettungsdatenblätter
Fiat Rettungsdatenblätter
Fiat Transporter Rettungsdatenblätter
Ford Rettungskarten
Honda Rettungsdatenblätter
Hyundai Rettungsdatenblätter
Infiniti Rettungsdatenblätter
Isuzu Rettungskarten Pkw und Lkw
Jaguar Rettungsdatenblätter
Jeep Rettungsdatenblätter
KIA Rettungsleitfaden von KIA Motors
Lada Rettungskarten
Lancia Rettungskarten
Landrover Rettungskarten
Lexus Rettungsdatenblätter
Luis Rettungskarten
Mazda Rettungskarten
Maybach Rettungskarten
Mercedes Rettungsleitfäden
Mitsubishi Rettungsleitfäden MITSUBISHI
Nissan Rettungsdatenblätter
Opel Rettungskarten
Peugot Rettungsanleitungen PEUGOT
Porsche Rettungsleitfäden Porsche Deutschland Abt
Renault Rettungsleitfaden RENAULT
Rolls-Royce Rettungsleitfäden
Saab Rettungskarten SAAB
Seat Rettungskarten SEAT
Setra Rettungsleitfäden SETRA
Scoda Rettungsleitfaden und Einsatzinformationen
Smart Rettungsleitfäden
Subaru Rettungsleitfaden Subaru
Suzuki Rettungsleitfaden Suzuki
Toyota Rettungsleitfaden
Volvo LKW Rettungsleitfäden
VW Rettungsleitfaden
   
Der ADAC Mehr zum Thema Rettungskarten und Technik

 

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